Apples neues iPad im Test Tolles Display, aber es gibt Schwächen

Mittwoch war es so weit: Apple-Chef Tim Cook und Marketing-Experte Phil Schiller stellten das neue iPad vor. Und ja, es heißt tatsächlich nur neues iPad. Auf eine Ziffer hat man bei Apple verzichtet. Vielleicht weil man sich nicht einig war, ob es eine "3" oder nur ein "2S" tragen sollte – obwohl man die Erwartungen der Fans größtenteils erfüllte.

Das kann das neue iPad
16 Bilder

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Mittwoch war es so weit: Apple-Chef Tim Cook und Marketing-Experte Phil Schiller stellten das neue iPad vor. Und ja, es heißt tatsächlich nur neues iPad. Auf eine Ziffer hat man bei Apple verzichtet. Vielleicht weil man sich nicht einig war, ob es eine "3" oder nur ein "2S" tragen sollte — obwohl man die Erwartungen der Fans größtenteils erfüllte.

Es scheint die größte Neuerung zu sein: ein Display mit 2048 mal 1536 Pixeln. Das ist gegenüber den Vorgängern mit 1024x768 Bildpunkten das Vierfache. Das ist mehr als Full-HD-Fernseher bieten - und vor allem mehr als das erst im Januar vorgestellte Asus-Tablet Transformer Prime mit 1920 mal 1200 Pixeln vorweisen kann.

Damit setzt man in Cupertino eine neue Bestmarke und kommt mit 264 Pixel pro Zoll (ppi) sehr nah an das Retina-Display des iPhones heran. Zwar nicht ganz, weil Retina eigentlich eine noch höhere Pixeldichte bedeutet (326 ppi beim iPhone 4S). Aber für eine gestochen scharfe Text-Darstellung reicht es dennoch. Zudem hat man die Farbsättigung erhöht. Rein optisch also macht das neue iPad-Display schon Einiges her.

Allerdings bedeutet es auch, dass App-Entwickler jetzt möglichst schnell ihre Anwendungen für die neue Auflösung überarbeiten müssen. Apple sagt zwar, dass für die Übergangszeit die bisherigen Apps hochskaliert werden, damit sie nicht auf einmal nur ein Viertel des Displays ausfüllen. Wie gut dass aber im Einzelfall funktionieren wird, muss man abwarten — und ansonsten darauf hoffen, dass die Entwickler der Lieblings-Apps schnell arbeiten werden.

Um die neue Pixelflut (3,1 Millionen statt rund 786.000) zu bändigen, wird statt einem A5 Zwei-Kern-Prozessor nun ein A5X das Herzstück sein. Der verfügt aber ebenfalls "nur" über zwei Kerne, obwohl die Konkurrenz zunehmend auf Quad-Core setzt. Dafür ist ein neuer Grafikchip angebunden. Und der kann tatsächlich auf vier Kerne zurückgreifen. Was heißt das in der Praxis? Das iPad 2 kam einem nicht gerade langsam vor. Und mehr als flüssig arbeiten, ist ohnehin nicht möglich. Zumal die meisten Apps gar nicht dafür ausgelegt sind, vier Kerne zu nutzen. Da wird das neue iPad keinen Rückschritt bedeuten. Der neue Grafikchip wird zudem die Pixelmenge in jeder Situation bändigen. Alles andere hätte Apple nicht durchgehen lassen.

Bei der Präsentation sprach man sogar davon, dass das neue iPad die vierfache Grafikleistung eines Nvidia Tegra 3 mit vier Kernen haben soll, der in aktuellen Android-Konkurrenzprodukten verbaut ist. Gegenüber dem iPad 2 soll sich die Geschwindigkeit verdoppelt haben. Davon profitieren werden vor allem grafikintensive Anwendungen. Die populärsten sind natürlich Spiele. Ein schneller Grafikchip mit einer hohen Auflösung: Das bedeutet darum auch eine Kampfansage an die Konsolen Xbox 360, Playstation 3 und die neue tragbare PS Vita. Bei Microsoft und Sony wird man die Präsentation, bei der auch Spiele wie Infinity Blade gezeigt wurden, darum alles andere als entspannt beobachtet haben.

Und dennoch gibt es ein paar Kleinigkeiten, die das neue iPad nicht zum "next big Thing" machen. Die Kamera auf der Rückseite verwendet jetzt zwar die gleichen Technologien wie beim iPhone 4S und kann HD-Videos aufnehmen. Aber sie bietet dennoch nur fünf Megapixel und nicht acht wie bei Apples Handy. Dennoch ist es angesichts der eher mauen Bildqualität beim iPad 2 ein Fortschritt. Dafür aber scheint sich an der Frontkamera nichts geändert zu haben. Bei Video-Chats beispielsweise mit Facetime profitiert man darum nicht so wirklich von dem neuen Display.

Auch die virtuelle sprachgesteuerte Assistentin Siri hat den Sprung vom iPhone 4S zum iPad nicht geschafft, dafür ist jetzt eine Diktierfunktion an Bord. Eine gute Übergangslösung für Vielschreiber, bis ein haptisches Display umgesetzt werden kann, das bei einer virtuellen Tastatur das gleiche Gefühl wie bei einer mechanischen vermittelt.

Dafür hat Apple bereits ein Patent angemeldet. Überraschend ist jedoch, dass die Diktierfunktion — über die virtuelle Tastatur sofort anwählbar — anscheinend nach Aussage den Branchendienstes Engadget nur mit einer Internetverbindung funktioniert. Es handelt sich also um einen Webservice. Da ist es umso unverständlicher, warum man nicht gleich Siri integriert hat, die ja nichts anders ist. Zumal das auch heißt: Wer im Flugzeug alle Online-Verbindungen kappt, wird nicht diktieren können.

Dafür steht mit LTE wie erwartet der neue Mobilfunkstandard zur Verfügung, der mindestens DSL-Niveau erreicht. Allerdings profitiert man davon in Deutschland nicht. Der Grund ist nicht etwa, dass LTE zunächst vordringlich in ländlichen Gebieten ausgebaut, bevor es in den Großstädten und Metropolen Einzug hält. Er ist sehr viel profaner: Der im neuen iPad eingebaute Datenchip unterstützt LTE-Frequenzen von 700 und 2100 Megahertz. Die wiederum nutzen Vodafone und Telekom nicht in Deutschland. LTE mit dem iPad — es wird bei uns vermutlich erst mit der nächsten Generation 2013 funktionieren.

Höher auflösendes Display, Grafikchip mit vier Kernen — klar, dass dadurch der Energiebedarf des neuen iPads gestiegen ist. Dennoch soll es wie der Vorgänger zehn Stunden im Dauerbetrieb (WLAN) durchhalten können, neun Stunden bei Mobilfunk-Anbindung.

Das hat Apple mit einem stärkeren Akku geschafft, dem man aber Tribut zollen musste. Apples neues Tablet ist mit 652 Gramm (WLAN-Version) oder 662 Gramm (4G-Mobilfunk-Variante) rund 50 Gramm schwerer, mit 9,4 Millimeter auch 0,6 Millimeter dicker geworden als der Vorgänger. Dennoch soll das Smart-Cover des iPad 2 immer noch passen. Ansonsten ändert sich an den Abmesuungen nichts.

An der etablierten Preisstruktur ändert sich auch nichts. Bei den WLAN-Modellen geht es mit 479 Euro für die 16 GB-Variante los (32 GB kostet 579 Euro, 64 GB 679 Euro). Mit LTE und 3G kostet das 16-GB-Modell 599 Euro (32 GB 699 Euro, 64 GB mit 799 Euro). Eine 128-GB-Version wird es nicht geben, obwohl es viele Fans erhofft hatten. Bei den Farben stehen wiederum Schwarz und Weiß zur Auswahl.

Ein geschickter Schachzug von Apple: Das iPad 2 wird zu reduzierten Preisen weiterhin angeboten — mit 399 Euro für das 16 GB WLAN-Modell und 519 Euro für die 16-GB-Variante mit WLAN und 3G. Damit will man sich eine noch größere Marktdominanz sichern. Allerdings spricht es auch dafür, dass selbst Apple das neue iPad nicht als den bahnbrechenden Durchbruch ansieht, sondern vielmehr als Weiterentwicklung. Und wer nicht unbedingt mit dem Tablet spielt, wird ohne Einschränkungen auch mit dem iPad 2 glücklich werden.

(csi)
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